Leichtathletik: Two-Ocean-Marathon – Feldt ist in Kapstadt beste Deutsche –

Nur Genießen und Ankommen
Ozeanen – was in den Vereinigten Staaten vom Amerika nahezu unmöglich ist, hat in Südafrika eine gigantische Fangemeinde. Fast 17 000 waren beim Rennen zwischen dem indischen und dem atlantischen Ozean dabei. Und die Welle der Begeisterung ist vom anderen Ende der Welt auch über den Deister herüber geschwappt. Martina Feldt und Thomas Behr von der LG Wennigsen waren beim Two-Oceans-Marathon in Kapstadt dabei und haben ihr Herz an den Lauf verloren. So eine Stimmung und so ein tolles Rennen habe ich noch nie erlebt. Der in Deutschland so hochgelobte Köln-Marathon ist dagegen tote Hose, sagt Feldt. Sie war bei der erst 1998 ins Programm genommenen Halbmarathon-Strecke dabei – mit 10 597 Gleichgesinnten. Ungewöhnliche Läufe erfordern ungewöhnliche Umstände. Der Wecker klingelte für Feldt bereits um 2.30 Uhr. Um vier Uhr gab es ein leichtes Frühstück – mehr hätte ich sowieso nicht runter gekriegt. Schon um 6 Uhr fiel der
Startschuss. Da war es noch stockfinster. Erst eine Stunde später wird es dort schlagartig hell, sagt Feldt. Doch die Finsternis sorgte für den besonderen Charme. Leuchten an jedem Kilometer- Punkt, kleine Lichtchen auf der Strecke und vor allem in jedem Winkel Leute, die für Stimmung sorgten – die Faszination zog die Wennigserin in ihren Bann. Dass die härtesten Steigungen („Der Deister ist nichts dagegen“) erst auf der zweiten Hälfte kamen, als die Sonne bereits am frühen Morgen für 25 Grad gesorgt hatte, störte Feldt weniger. Man wurde für alle Strapazen mit tollen Ausblicken entschädigt. Auch der Versuchung, bei den Bergab- Passagen zu schnell zu laufen, widerstand sie. Dass sich das bei den nächsten Steigungen rächt, hatte mir mein Trainer Günther Gordziel eingeimpft. So lief Feldt ihr Tempo – und das war schnell. Nach 1:37:45 Stunden erreichte sie das Ziel auf dem Campus der Universität in Kapstadt als 513. des Gesamtklassements, als 14. Frau und beste Deutsche.
Den vollen Ultra-Marathon mit seinen 56 Kilometern, der einst 1970 mit 30 Teilnehmern Urvater dieses Laufes war, nahm Thomas Behr im nun 6000-köpfigen Feld in Angriff. Für ihn war es von Beginn an hell und auch warm. Doch das stört
Ultra-Läufer kaum. Mann muss schon ein bisschen verrückt sein. Aber das waren wohl alle, die hier am Start sind, sagt Behr. Ein Ultralauf ist ein Rennen zum Ankommen und Genießen und sogar einfacher als ein Marathon, wo man immer die Zeit im Hinterkopf hat, erklärt Behr die Philosophie der Ultras. Und Genießen konnte er viel. Erst auf dem Weg zwischen Muizenberg und Fish Hoek am indischen Ozean, dann bei der Überquerung der Kap-Halbinsel und erst Recht auf dem Chapman’s Peak Drive. Diese Strecke wurde nach immer wiederkehrenden Erdrutschen und Steinschlägen vor neun Jahren gesperrt, doch für den Lauf wieder freigegeben. Wir mussten aber alle eine Erklärung unterschreiben, dass wir dort auf eigene Gefahr laufen, sagte Behr. Doch er tat es gern. Denn die grandiose Aussicht, die man dort hat, entschädigt für alles.
Nach 5:53:44 Stunden war sein Rennen der Genüsse vorbei. Der Platz war egal, das Ankommen und Genießen war deutlich wichtig für Behr, der sich mit diesem Lauf einen Lebenstraum erfüllt hat. Doch das letzte Mal war er wohl nicht in Südafrika. Es gibt hier noch dem Comades Marathon mit rund 80 Kilometern. Auch das ist ein Ziel sagt Behr und auch Feldt träumt schon. Auf den letzten Kilometern standen immer wieder Schilder mit der Frage: See you next year? Da habe ich schon beim Rennen angefangen zu überlegen, wann ich wiederkomme.


Die Wennigser Martina Feldt und Thomas Behr trotzen in Kapstadt der Hitze und nehmen nur
positive Eindrücke mit an den Deister.