Fußball: Gerd Deparade verlängert, Zwölf Jahre und kein Ende in Sicht

Wenn es schlecht läuft, ist er der Erste, der den Kopf hinhalten muss. Und seinen Spielern kann er es nur selten recht machen. Die Beziehung zwischen Fußballtrainern und ihrem Verein ist im Allgemeinen nicht von langer Dauer – das ist im Amateurbereich häufig nicht anders als im Profifußball. Doch beim TSV Wennigsen sträubt man sich gegen die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs. Seit nunmehr zwölf Jahren durchlebt der Kreisligist alle Höhen und Tiefen mit ein und demselben Coach. Im Trainergeschäft ist das eine halbe Ewigkeit. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Erst kürzlich wurde der Vertrag mit Gerd Deparade um ein weiteres Jahr verlängert. Was treibt ihn an, diesen Mann?
Deperade selbst beschreibt sich als positiv fußballverrückt. Das trifft es wohl am besten. Denn der Fachgebietsleiter für das Planen und Bauen von Gas- und Wasserleitungen bei den Stadtwerken Hannover ist fast jeden Tag für den TSV Wennigsen aktiv: sei es als Trainer der Ersten, als Spieler der Ü32 oder, wenn Not am Mann ist, auch der Ü40. Ein Leben ohne Fußball sei für ihn nur schwer vorstellbar, sagt er. „Das ist ein super Ausgleich zu meiner sitzenden Tätigkeit bei den Stadtwerken.“
Seine Frau Viola, mit der Deparade seit fast 30 Jahren glücklich verheiratet ist, weiß das und toleriert es. Ihr bleibt aber wohl auch gar nichts anderes übrig – zumal die beiden Söhne Stefan (24) und Manuel (27) die Leidenschaft des Vaters teilen. Dadurch, dass beide bereits in meiner Mannschaft gespielt haben, ist da von Seiten meiner Frau auch ein gewisses Verständnis vorhanden, sagt Deparade schmunzelnd.
Während seines Studiums spielte der gebürtige Hallenser für die Hochschulsportgemeinschaft der TU Dresden in der dritthöchsten Spielklasse der damaligen DDR. Während dieser Zeit machte er 1983 seinen Trainerschein. Zehn Jahre später zog es ihn aus beruflichen Gründen nach Wennigsen – wo er sich um den ortsansässigen Sportverein kümmerte.
Der TSV dümpelte zu dieser Zeit in den Niederungen der Kreisklasse herum. Nach dem Abstieg in die 2. Kreisklasse wurde Deparade gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, das Traineramt zu übernehmen. Er zögerte zunächst, griff dann aber doch zu. Das war 1996. Wie sich später herausstellte, war dies ein echter Glücksfall für den Verein. Denn seitdem ging es mit dem Klub sportlich aufwärts: 2005 folgte sogar der Aufstieg in die Bezirksklasse. „Eine Riesengeschichte, da haben wir nach einer tollen Rückrunde noch Empelde und Gleidingen abgefangen“, erinnert sich Deparade. Sportlich habe man damit allerdings auch das Optimum erreicht. Bei uns gibt es ja auch kein Geld. Die Mannschaft lebt von ihrer guten Kameradschaft, erzählt Deparade. Der ein Jahr später folgende Abstieg in die Kreisliga sei daher auch keine große Überraschung gewesen. Die Freude an seinem Trainerjob hat er dadurch nicht verloren. Im Gegenteil: Die Aufgabe, ein neues schlagkräftiges Team aufzubauen, reizt ihn sehr. Wir haben jetzt wieder junge Leute, mit denen man etwas anfangen kann. Doch an seinem Stuhl klebt Deparade nicht. Wenn ich merke, dass ich die Spieler nicht mehr erreiche, dann höre ich auf, sagt er. Doch soweit ist es noch lange nicht.