Leichtatlethik: Kerstin Lopatta hat drei Lebensmittelpunkt

Die Welt hat drei Mittelpunkte. Das gilt zumindest
für das Leben von Kerstin Lopatta. So pendelt die 39-Jährige zwischen Gestorf, Berlin und Wennigsen – manchmal auch zweimal am Tag – hin und her. In dem Springer Ortsteil liegt das private Domizil, das Lopatta mit Ehemann Ralf Masberg und Sohn Jonas auf dem Resthof der Eltern zumindest noch am Wochenende bewohnt. In Berlin lehrt Professor Doktor Kerstin Lopatta an der Freien Universität Financial and Managerial Accounting, während in Wennigsen die sportliche Heimat liegt. Mit Günther Gordziel, arbeitet sie seit rund einem Jahr zusammen. Ab
dem Jahreswechsel wird sie auch das Trikot der LGW tragen. Kerstin hat nicht nur Talent, sie hat auch den nötigen Willen. Wir werden auf den langen Strecken noch viel von ihr hören, urteilt der Coach. Ihr sportliches Talent ließ Lopatta schon in der Jugend aufblitzen – nicht nur im 100-Meter-Sprint, vielmehr auch in der Handball-Mannschaft des TSV Pattensen. Da habe ich auf Bezirksebene gespielt. Doch ein Kreuzbandriss beendete diese erste sportliche Karriere vor 16 Jahren jäh. Als das Knie wiederhergestellt war, bestimmten Surfen, Reiten und Skifahren neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften das Leben.
Beim Surfen habeich auch meinen Mann kennen gelernt, blickt die Athletin zurück Erst als Vater Joachim mit dem Laufen begann und dort immer besser wurde, bekam auch die Tochter Interesse. Mein Vater ist ohnehin mein großes Vorbild. Irgendwann habe ich gedacht, das probierst du auch einmal. Laufen geht überall und man braucht nicht soviel Zeit dafür, sagte sie. Der erste Auftritt beim Berlin- Marathon endete nach 4:45 Stunden. Doch Lopatta wollte mehr. Für den Hamburg-Marathon im folgenden Jahr trainierte sie reichlich, doch nun kam die Schwangerschaft dazwischen. Ich durfte laufen, nur nicht zu schnell, verrät sie. Im vierten Monat absolvierte sie schließlich die 42,195 Kilometer lange Strecke in 4:20 Stunden. Der Nachwuchs und der berufliche Wechsel nach Frankfurt, wo sie erst in der freien Wirtschaft arbeitete und später als Doktorandin zurück an die Universität kehrte, brachte die nächste Sportpause. Nach einem Jahr in Dänemark und den Vereinigten Staaten – Sohn Jonas, der mittlerweile als Siebenjähriger fließend Englisch spricht, war stets dabei – nahm Lopatta vor zwei Jahren die Professoren-Stelle in Berlin an. In der Forschung gibt es eben nur wenige Stellen, da hat man nicht viel Auswahl. Doch weil die Eltern Annitraut und Joachim, der in Hannover ebenfalls Hochschulprofessor war, ihr den Rücken frei hielten und die Betreuung des Nachwuchses übernahmen, passten Karriere, Sport und Familie unter einen Hut. Denn auch Ehemann Ralf hat seinen beruflichen Mittelpunkt in Ludwigshafen fern der Heimat.
Sportlich hatte Lopatta ein neues Ziel entdeckt und das bei der Geburtstagsfeier des Vaters vor rund einem Jahr dessen Trainer Günther Gordziel erzählt. „Ich wollte den Marathon unter vier Stunden laufen. Gordziel nahm sich auch der Tochter an und es begann für sie eine sportliche Schwerstarbeit. Denn Gordziel hat den Ruf eines harten, aber liebenswerten Hundes. Berg- und Tempoläufe standen an. Zum Tempotraining bin ich teilweise von Berlin mit dem Zug nach Hannover gekommen, habe mit den anderen trainiert und bin wieder nach Berlin gefahren. Denn die Langläufe sind oft mit dem Lauf von der Zweitwohnung in Berlin- Charlottenburg zur Uni nach Dahlem erledigt. Doch die wirklich harten Einheiten
gehen im Kreis der Trainingskameraden wie Martina Feldt und Kira Kuschnerus in der Wennigser Gruppe besser. Der Erfolg kam: 3:38:01 Stunden in Hamburg. Dort soll auch im kommenden Jahr die nächste Bestzeit fallen. 3:30 Stunden lautet das Ziel für den Marathon. Ich laufe nicht vor irgendetwas weg, sondern zu etwas hin. Im Sport muss ich mich auch durchbeißen – und das hilft mir auch bei der Arbeit, sagt Lopatta. Die Entscheidung für Karriere, Familie und Sport hat sie nie bereut. Und durchbeißen kann sich Kerstin Lopatta besonders gut – egal ob bei der Arbeit, beim Laufen oder in der Familie.
Den Blick Richtung Ziel gerichtet: So will Kerstin Lopatta beim Hamburg-Marathon im kommenden
Jahr die 3:30 Stunden knacken.