Dank besserer Effizienz holte die SGWD ihren ersten Auswärtssieg bei bis dato ungeschlagenen Mittelrodern. Vor allem Geiders Kaltschnäuzigkeit war der Schlüssel zum Sieg.
Es war mal wieder Sonntag. Das Wetter war grau und am Sportplatz in der Nähe des Guts Bockerode zog es wie Hechtsuppe. Schiri-Legende Jens Tous zof sich sicherheitshalber auch die Ohrenwärmer über und den rund 40 Zuschauern bot sich ein typischer "4KKK" – Vierte-Kreis-Klasse-Klassiker.
Schon mit der ersten Chance hätten die in gelb-schwarz spielenden Gastgeber durch Jannis Lehmann in Führung gehen müssen. Der Abschluss fünf Meter vor dem Tor landete aber fünf Meter über dem Tor im Fangzaun. Ein erster Wachmacher bei sonst tristen Aussichten, war die SGWD arg gebeutelt und musste auf die Hilfe dreier externer Spieler zurückgreifen – Oli Görlach im Tor, Daniel Steinmüller in der Viererkette und Patrick Geider im Sturm. Sicherlich ein Vorteil gegenüber vielen anderen Mannschaften in der 4. Kreisklasse, die nicht aus einem so großen Spielerpool wählen können. Trainer Wasner dazu: "Eigentlich wollen wir das nicht. Wenn wir aber derart gebeutelt sind wie vor dem Spiel, dann können wir uns darüber glücklich schätzen, denn so können wir überhaupt antreten. Lieber so, als im Laufe der Saison vom Spielbetrieb abzumelden, weil man zu wenig Spieler hat."
Nach dem Wachmacher gelang dann Jendrik Suhr das Kunststück, mit einer Ballbehandlung wie Ronaldinho und einer Schnelligkeit einer Schnecke den Ball bis vor des Gegners Tor zu tragen. Dort legte er uneigennützig auf den mitgelaufenen Jan 'Pavel' Dochow ab, der statt der linken Klebe den rechten Außenrist nahm und die gute Chance zur Führung liegen ließ. Kurz darauf hatte Mähler im Sturmzentrum nach einem Eckball die Führung auf dem Kopf, hatte seine Wuchtbrumme jedoch noch nicht justiert zu dem Zeitpunkt. Daraufhin hatten wiederum die ungeschlagenen Gastgeber Oberwasser und die in der Vorschau bereits erwähnten Nicolas Glotz und Justus Syring hielten die Abwehr der Spielgemeinschaft auf Trab. Mittelrode drückte und man merkte, dass es der SG an Schnelligkeit fehlte, um beherzt die Räume zu nutzen, die sich durch hoch aufgerückte Schwarz-Gelbe bot.
Nach zwanzig Minuten folgte der erste Doppelwechsel und das Spiel hielt, was es versprach. Einfachste Ballverluste, körperbetonte Zweikämpfe, hauchzarte Fehleinschätzungen bei Abseitspfiffen – da ging dem Fan des Amateursports das Fußballherz auf. Nach einem Eckbal der SG jubelte dann aber zunächst der SVM, der nach Ballgewinn einen mustergültigen Konter fuhr und durch Justus Syring in Führung ging (36.). Knapp fünf Minuten später machte es die SG besser, als Alex Dochow nach einer Ecke den Hammer auspackte und das Runde mit aller Gewalt und Wut, die er hatte, in den eckigen Giebel drosch (41.). Ausgleich, Halbzeit. Nicht ganz. Denn Julian Preuschoff wurde über die linke Seite auf Reise geschickt, sah den in der Mitte mitgelaufenen Patrick Geider, der die Kugel unter dem Jubel der mitgereisten 15 Fans der SG im Netz versenkte. Spiel gedreht. Psychologisch wichtiger Zeitpunkt kurz vor der Pause.
Dementsprechend gütlich fiel die Halbzeitanalyse aus. Trotz der Vielzahl an fehlenden Spielern hat man es der Mannschaft nicht angemerkt – es wirkte fast, als würde sie befreit aufspielen können. Etwas zu locker nahm es dann Kapitän Stegen, der beim Klärungsversuch auf der Feldseite einen Einwurf für die in rot spielenden Gäste herausholen wollte, unglücklicherweise so aber den Angriff zum 2:2-Ausgleich einleitete, den bereits erwähnter Syring dankend vollendete. Zwar konnte Görlach den ersten Schuss von Lehmann parieren, gegen Syring war er dann aber machtlos. Alles auf Anfang. Ein Spiel, welches von Fehlern geprägt Spannung versprach. Auch, weil sich stets eine Mannschaft so einen kleinen Vorteil erspielte, der aber dazu führte, dass die andere Mannschaft noch motivierter zurüchschlug.
Nach gut sechzig Minuten sorgte ein erneuter Wechsel der SGWD für Unruhe in Mittelrodes Hintermannschaft und Julian Mähler konnte nur per Foul gestoppt werden. Klare Sache – Strafstoß. Geider nahm sich die Kugel, trat an und versenkte eiskalt zur erneuten Führung für die SGWD (60.), die im zweiten Abschnitt zu mehr Torchancen kam als der Gastgeber und hinten raus mit Geider und Preuschoff stets für Entlastung sorgte. Der eingewechselte Ruttke zeigte sich hochmotiviert, pflügte durchs Mittelfeld und sorgte mit einem verpatzten Hackentrick kurz für Schnappatmung. Jan 'Pavel' Dochow wusste mit hoher Lauffreudigkeit zu begeistern und auch Altmeister Steinmüller spulte auf der rechten Außenbahn mehr als elf Kilometer runter - Bundesliga-Niveau!
Für die Entscheidung des Spiels sorgte Geider, als er sich am gegnerischen Strafraum mit einer beherzten Grätsche den Ball selbst erkämpfte und mit einem platzierten Flachschuss ins linke Eck das 4:2 für die SG Wennigsen/Degersen besorgte (68.). In der Folge drückte Mittelrode auf den erneuten Anschluss, wirkte aber ob des Rückstandes etwas kopflos und hektisch. Die Abspiele waren zu ungenau, die Verteidigung hoch aufgerückt und die Gäste hatten so die Möglichkeit, zu kontern. Eine dieser Kontermöglichkeiten nutzte Geider für sein viertes Tor zum 2:5-Endstand (86.). Hektisch wurde es noch einmal kurz vor dem Ende, als Alex Dochow zunächst für sein rüdes Einsteigen im gegnerischen Sechzehner beim Stand von 5:2 zunächst mit gelb verwarnt und nur fünf Minuten später mit gelb-rot wegen Meckern vom Platz gestellt wurde. Die einzige "grobe" Fehltentscheidung von Jens Tous, denn die Aktion fand direkt vor der Bank der SGWD statt und ein Mittelroder Spieler beschwerte sich über einen für die SG gepfiffenen Freistoß, Tous hatte aber Dochow auf dem Kieker und verwies ihn des Feldes.
Kurz darauf war Schluss und man holte den ersten Auswärtsdreier in der Saison. Mit Ausnahme von ein, zwei Spielern war das eine sehr souveräne Leistung, wo Fortschritte zu den ersten Wochen klar erkennbar waren. Zugleich war es auch ein Fingerzeig an jene, die derzeit im Lazarett verweilen und nicht aktiv mitwirken können. Das haben die elf ganz stark gemacht in Mittelrode. Warum dann aber trotz Herrenhäuser Werbung Veltins ausgeschenkt wird erschließt sich uns nicht, sei's drum. Des Gewinnerbier zwang man sich auch so rein.
SV MITTELRODE - SG WENNIGSEN/DEGERSEN 2:5 (1:2)
Zuschauer: 41
SR: Jens Tous
Start11: Görlach, Steinmüller, Geveke, Volkwein, El-Outa (58. Ruttke), Kruttwig, Stegen, J. Dochow (21. Geider, 86. A. Dochow), A. Dochow (46. J. Dochow), Suhr (58. Mähler), Mähler (21. Preuschoff).
Tore: 1:0 J. Syring (31.), 1:1 A. Dochow (41.), 1:2 Geider (43.), 2:2 J. Syring (53.), 2:3 Geider (60., Foulelfmeter), 2:4 Geider (68.), 2:5 Geider (86.)
Gelbe Karten: Steinmüller, Geveke, A. Dochow
Gelb-Rote Karte: A. Dochow (89. wg. Meckern)
Abseits: 2 : 0
Ecken: 2 : 6
Fouls: 12 : 12
Torchancen: 13 : 13